Camäléon

Le journal en ligne des élèves du Lycée Franco-Allemand de Sarrebruck

Im Herzen der EU: Informationsfahrt für Schülerzeitungsredakteure nach Brüssel

Gruppenfoto im Plenarsaal des Parlaments
Gruppenfoto im Plenarsaal des Parlaments

Wusstet ihr, dass es in Brüssel eine Vertretung für das Saarland bei der EU gibt? Vorletzte Woche, am 24. und 25. Mai, fand eine Informationsfahrt nach Brüssel für Schülerzeitungsredakteure im Rahmen der Europawoche statt. Hier eine kleine Reise-Mitschrift.

Vertretung der Bundesländer auf EU-Ebene

Wofür gibt es eine Vertretung des Saarlandes bei der EU in Brüssel? Diese Frage wurde uns in der Vertretung des Saarlandes (VdS) beantwortet: Nach den Römischen Verträgen 1957 vertrat das Auswärtige Amt ganz Deutschland. Doch wenn dieses etwas entschieden hatte, waren oftmals nie alle Teile Deutschlands zufrieden. So wurden 1977 die Verhandlungen zum « Länderbeteiligungsverfahren » im Bundesrat gestartet. Bis 2009 weiteten sich die Rechte der Länder aus. Heute sind die Aufgaben der VdS der Informationstransfer, die Repräsentation des Saarlandes aber auch die Politikbeobachtung und -beratung.

Während meines Aufenthalts konnte ich mein Wissen über die Europäische Union erweitern. So wurden uns zum Beispiel die EU-Werte, also Freiheit, Demokratie, Menschenwürde, Gleichheit und Rechtsstaatlichkeit verdeutlicht. Aber auch Zukunftsvisionen und die Mitsprache der Bürger, vor allem der jüngeren Bürger, wurden uns vorgestellt. So gibt es zum Beispiel die Konferenz zur Zukunft Europas, welche « dir [ein] Gehör » verschaffen soll. Dort gibt es auch Europäische Bürgerforen.

Auch die Zuständigkeiten der EU wurden detailreich präsentiert, vor allem im Europäischen Parlament. So unterscheidet man zwischen drei Kategorien: Den ausschließlichen Zuständigkeiten (z.B. Zollunion, Wettbewerbsregeln), die geteilten Zuständigkeiten (Binnenmarkt, Sozialpolitik, Energie, Transport, etc.) und den unterstützenden Zuständigkeiten, wie zum Beispiel Industrie, Kultur oder Tourismus.

705 EU-Parlamentsmitglieder von 21 bis 82 Jahren

Ebenfalls wurden uns im Europäischen Parlament Zahlen und Fakten der 9. Legislaturperiode des Europäischen Parlaments vorgestellt. So gibt es Abgeordnete aus 190 nationalen politischen Parteien, mit einem durchschnittlichen Alter von 49 1/2 Jahren, mit einer großen Altersspanne (jüngstes Mitglied: 21 Jahre, ältestes Mitglied: 82 Jahre). Das Parlament teilt sich auf in 705 Sitze, von welchen über 170 an Frankreich und Deutschland gehen. Auch eingegangen wurde auf die 20 Ständigen Ausschüsse der EU, welche eine große Reihe an Themengebieten, von Verkehr und Tourismus über Fischerei bis hin zu Internationalem Handel abdecken.

Besonders interessant war die Vorstellung der EU-Gesetzverabschiedung. So arbeiten die drei Organe der EU (Parlament, Kommission und Rat) immer zusammen. Die Kommission schlägt die Gesetze vor, und das Parlament und der Rat verbessern, verändern, lehnen ab oder verabschieden die Gesetze anschließend. Spannend sind auch die 24 verschiedenen offiziellen Sprachen der EU, welche in jedem Konferenzsaal und in dem Plenarsaal der Kommission und des Parlaments gedolmetscht werden.

In der Europäischen Kommission, der politischen Exekutive der EU, wurde uns der Weg zu EU hin, und die verschiedenen wichtigsten Etappen vorgestellt. Alles fing 1957 mit dem Vertrag von Rom an, ging über den Vertrag von Maastricht, über Schengen, den Euro, bis zum Friedensnobelpreis 2012. Wir sprachen über die Präsidentin der Kommission, Ursula von der Leyen, und wie sie gewählt wurde. So macht die Kommission einen Vorschlag, welcher vom Parlament gewählt werden muss. Auch hier werden wieder die drei Organe der EU und ihre Zusammenarbeit deutlich. Im Grunde kann man sagen, dass das Parlament den Standpunkt der Bürger vertritt, der Rat den Standpunkt der Mitgliedsstaaten und die Kommission den Standpunkt der EU. Die Kommission aber hat das Initiativrecht und kümmert sich um eine internationale Dimension.

Haus der Europäischen Geschichte: Vom Alten Rom bis Heute

An einem unserer letzten Halte, im Haus der Europäischen Geschichte, einem 6-geschossigen Gebäude, lernten wir die geographische, aber auch politische Vergangenheit Europas kennen. Diese wurde vom Alten Rom über Kriege, Veränderungen und Weltkriege, Revolutionen, den 1980er Jahren (Jahrzehnt der Veränderungen) bis heute hin repräsentiert. Trotz der kurzen Dauer der Führung (aufgrund der kurzen Zeitspanne 90 Minuten, normal über 3 Stunden), war sie sehr spannend und lehrreich.

Spannend war ebenfalls eine Frage, die oft aufkam: Sehen Sie sich als Europäer, oder als Bürger der Europäischen Union? Diese Frage wurde lange und oft ausdiskutiert, mit verschiedenen Schlüssen.

Ablauf der Informationsfahrt im Detail
Tag 1: Staatskanzlei – Vertretung des Saarlands in Brüssel – Europäische Kommission

Um 7h45 des 24. Mai 2022 stand ich vor der Staatskanzlei des Saarlandes inmitten lauter mir unbekannter Menschen. Plötzlich die Aufforderung, zur Seite zu treten. Anschließend fuhren zwei Limousinen vor, und die Ministerpräsidentin des Saarlandes, Anke Rehlinger, stieg aus. Nach einer kurzen und ungeplanten Begrüßung hieß es wieder warten. Gegen 7h55 wurden wir von Nicolas Lorenz, Beauftragter für Europa und internationale Beziehungen, ins Innere der Staatskanzlei begleitet. Dann wurden wir von David Lindemann, Bevollmächtigter für Europaangelegenheiten, verabschiedet. Wir stiegen, nachdem wir noch jeder eine Tasche mit Schreibmaterialien erhalten hatte, in den Bus. Unser Busfahrer (« Micky ») stellte sich vor, und wir 24 Schüler fingen an, Kontakte auch hinweg der bereits bekannten Gruppen zu knüpfen. Zudem fuhren noch zwei Lehrkräfte mit. Insgesamt 7 verschiedene Schulen waren vertreten, doch ich war der einzige des DFG – und der jüngste. Denn in der Tat war die älteste Person über zwanzig, die meisten bald 18.

Nach circa 2 1/2 – 3 Stunden Fahrt erreichten wir unser Ziel: Brüssel. Wir liefen 5 Minuten zur Vertretung des Saarlandes in Brüssel bei der EU. Nach einem Vortrag eines ehemaligen DFG-Schülers, Sebastian Schmitt-Wiedemann, Referent der VdS für Finanzen, Forschung und Innovation und Wirtschaft, gab es ein gemeinsames Mittagessen in der Vertretung des Saarlandes. Im Anschluss gingen wir zu Fuß zu unserem nächsten Programmpunkt, denn der Zeitplan war sehr eng. Um 15 Uhr erreichten wir die Europäische Kommission. Nach einer Sicherheitskontrolle wurden wir in einen eigenen Konferenzsaal begleitet, wo wir über die Europäische Kommission und deren Ziele informiert wurden. Dies wurde begleitet durch ein « Question-and-answer », da wir jederzeit Fragen stellen konnten. Dies alles war unfassbar interessant, und wir alle konnten unser Wissen enorm steigern. Nach eineinhalb Stunden wurden wir dann durch den Parc Léopold zurück zur VdS geleitet.

Nach einem 20-minütigen Fußmarsch standen wir vor der Jugendherberge « Bruegel », im Herzen Brüssels. Nach dem Bezug der Zimmer gingen wir zusammen ins Restaurant am Grand-Place im Brüssel, wo « Boulettes à la Marolienne », « Cuisse de lapin à la Gueuze et aux pruneaux » und vegetarische Lasagne serviert wurden.

Am Abend saßen wir dann noch in den Zimmern, unterhielten uns ein wenig, und gegen Mitternacht gingen wir dann schlafen.

Tag 2: Europäisches Parlament – Haus der Europäischen Geschichte

Am nächsten Morgen wurden wir mit dem Bus zu meinem persönlichen Highlight des Ausflugs gefahren: Dem Besuch im europäischen Parlament in Brüssel. Nach einer Vorstellung der Organe der EU und des Parlaments in einem abgetrennten, kleineren Plenarsaal kamen wir in den großen Plenarsaal. Ein beeindruckender Raum. Dort wurde uns alles erklärt: Die Vorgehensweise bei einer Sitzung, die Dolmetscherkabinen, etc… . Anschließend ging es nach einem raschen Fußmarsch zum Haus der Europäischen Geschichte im Parc Léopold. Dieses große Gebäude wurde 10 Jahre lang modernisiert, um zwei Stockwerke erhöht, ausgestattet und vorbereitet, bis es dann 2017 endlich öffnen konnte. Es zeigt die gesamte Geschichte Europas, von Politik bis hin zu Geographie in einer multimedialen Ausstellung auf 5 Etagen. Dank eines tollen Führers haben wir einen Großteil des Museums nach 90 Minuten erkundet, und machten uns wieder auf den Weg. Wir erreichten den Platz Jourdan, an welchem wir die berühmten belgischen Pommes aus der legendären « Maison Antoine » essen konnten. Nach einer (kurzen) Mittagspause wurden wir dann alle wieder vom Bus abgeholt. Zum krönenden Abschluss des Trips haben wir eine Stadtführung bekommen, von einem deutschen der « der Liebe wegen » nach Brüssel ausgewandert sei und seit 2 Jahren Stadtführungen anbietet.

Dann hieß es leider Abschied nehmen. Gegen 16h30 sind traten wir die Rückreise an und erreichten um 19h30 wieder den Ludwigsplatz in Saarbrücken.

Resümee

Ich persönlich fand dieses Erlebnis einzigartig. Ich habe sehr viel von diesem Ausflug mitgenommen. Die Aktivitäten erfüllten voll das Motto der Reise: « Die Europäische Union kennen und verstehen lernen ». Beeindruckend war der reibungslose Ablauf und die tolle Organisation. Ich kann nur ein ganz großes Lob und meinen herzlichen Dank aussprechen.

Alle Bilder entstanden im Rahmen der Informationsfahrt während der Europawoche.

Max Ernst

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