Camäléon

Le journal en ligne des élèves du Lycée Franco-Allemand de Sarrebruck

E-Nummern, Geschmacksverstärker und Füllstoffe braucht kein Mensch!

Natürlich, Naturkost und mehr. Foto: Doris Rebeck
Bio-Produkte, jeder kennt sie! Aber was sind sie genau? Und wieso sollte man eher diese Produkte auswählen?

Camäléon-Redakteurin Laura Woll hat dazu Doris Rebeck (61 Jahre alt) interviewt. Sie leitet seit 13 Jahren einen Bioladen auf dem Rodenhof, der von den Vorbesitzern vor 30 Jahren gegründet wurde. Den Namen « Natürlich, Naturkost und mehr » hat sie übernommen.

Camäléon: Warum führen Sie einen Bioladen und keinen konventionellen Laden/Supermarkt?

Doris Rebeck: Ich hatte vor der Übernahme eine Tätigkeit im Reformhaus und war schon immer an gesunder Ernährung interessiert.
Eine Arbeitslosigkeit führte mich in die Selbständigkeit und der angebotene Laden war mein Traum.

Camäléon: Wo kommen die Bio-Produkte her, die Sie verkaufen?

Doris Rebeck: Ich bin kein Hofladen mit eigener Produktion und deshalb auf die Anlieferung durch einen Großhändler angewiesen. Mein Großhändler ist gleichzeitig Biobauer und organisiert in Gemeinschaft mit vielen kleinen bäuerlichen Betrieben aus dem Saar-Pfalz-Hunsrück-Kreis die Belieferung mit Produkten aus der Region. Leider sind einige Produkte in unserer Nähe nicht zu bekommen, daher stehe ich in Verbindung zu weiteren Lieferanten.

Camäléon: Was ist für Sie Bio?

Doris Rebeck: Bio sind für mich Produkte und Erzeugnisse, bei deren Herstellung und Anbau der Natur nicht ins Handwerk gepfuscht wird. Das bedeutet Dünger und Pfanzenschutz nur mit natürlichen Mitteln und auf Feldern mit Fruchtfolge. Konventionelle Äcker mit monotonem Anbau und massivem Einsatz von Dünger und Pestiziden sind erst nach vielen Jahren Übergang als Bioland zu brauchen.
Bio bedeutet auch dem Leben eine Chance geben. Mücken, Käfer, Bienen, Würmer sind Nützlinge und dürfen nicht geschädigt werden. Die Vögel sind auf den konventionellen Äckern fast verschwunden.

Camäléon: Worauf achten Sie, wenn Sie Bio-Obst und Bio-Gemüse bestellen?

Doris Rebeck: Wenn man mit regionalen Produkten leben will, muss man wissen, was wann wächst. Im Bioladen wird nur angeboten, was gerade geerntet werden kann. Erdbeeren im Dezember machen keinen Sinn. Die sind dann nur in Südafrika zu bekommen.

Camäléon: Was finden Sie besser Bio oder Bio und regional?

Doris Rebeck: Alles, was regional zu bekommen ist, hat den Vorteil, dass wir kurze Lieferwege haben. Deshalb wird alles, was geht, Bio regional bestellt. Der CO2-Ausstoß soll so gering wie irgendwie möglich sein.

Camäléon: Ich habe gehört, dass in Deutschland Bio-Gemüse aus Spanien, verkauft wird, das mit irgendeinem Spray, das ganz und gar nicht bio ist, eingesprüht wird, das das Gemüse länger haltbar macht. Ist es der Fall?

Doris Rebeck: Spray ist im Bioanbau verboten! Wäre das der Fall, würde ich die Produkte nicht kaufen.

Camäléon: Verkaufen Sie Bio-Lebensmittel, die nach Deutschland eingeflogen werden? Wenn ja, warum?

Doris Rebeck: Ich verzichte seit Jahren, wo es irgendwie geht, auf Produkte, die aus Übersee eingeflogen werden. Den einzigen Luxus, den ich für meine Kunden betreibe, ist die Bestellung von Zitrusfrüchten aus Südspanien. Dies geschieht über persönliche Kontakte, ca. alle zwei Wochen mit Paketdienst.

Camäléon: Kommen für Sie externe Bio-Produkte in Frage, die eingeflogen werden müssen, auch wenn es das gleiche Bio-Produkt näher gibt? Warum?

Doris Rebeck: Heimische Produkte haben bei mir immer Vorrang! Keine Bio-Äpfel aus Chile oder Argentinien!

Camäléon: Wie kann man ein Bio-Produkt von einem Produkt aus konventioneller Landwirtschaft unterscheiden, wenn man nicht auf das Siegel und nicht auf den Preis achtet? Manche finden zum Beispiel, dass Bio-Milchprodukte besser schmecken, während man Bio-Gemüse kaum von Gemüse aus konventioneller Landwirtschaft unterscheiden kann. Ist da etwas dran?

Doris Rebeck: Direkt erkennt man Bio-Obst und Bio-Gemüse nur an kleinen Flecken oder verkrümmtem Wuchs. Der Geschmack verschiedener Produkte ist entschieden besser. Erdbeeren sind durch und durch rot und reif und vollmundig. Salat schmeckt nach Salat und nicht nach Wasser usw. Aufzucht in Treibhäusern mit Nährstoffwasser ist nicht das Gelbe vom Ei…

Camäléon: Wie harmonieren kleine Bioläden mit Biosupermärkten?

Doris Rebeck: Biosupermärkte sind die Konkurenten der kleinen Läden. Leider machen diese Firmen beim Angebot dieselben Fehler wie die konventionellen Großmärkte. Unnötige Verpackung und weite Lieferwege sind dort Standard. Dort gibt es nur wenige Produkte regional, um Kunden zu locken.

Camäléon: Verdient man in einem Bioladen genauso viel wie in konventionellen Läden?

Doris Rebeck: Wir Biohändler legen unser Augenmerk nicht ausschließlich auf Gewinnoptimierung. Es ist uns sehr wichtig aufmerksam zu machen, auf Anbau und Vertrieb richtig guter Nahrungsmittel. Dass dies im Vergleich mit konventionellen Anbietern mehr Geld kostet ist klar. Das Tierwohl steckt schon immer in der Biozucht drin. Die durch Nichteinsatz von Dünger, verringerte Ernte an Obst und Gemüse führt automatisch zu höheren Preisen im Biobereich.

Camäléon: Wer kauft bei Ihnen ein?

Doris Rebeck: Menschen, die verstanden haben, was für uns alle wichtig ist. Leben mit guten Dingen! E-Nummern, Geschmacksverstärker und Füllstoffe braucht kein Mensch.

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