Camäléon

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Break Me. Again. ~ Kapitel 4

Break Me Again
Foto: Daniel Friesenecker / pixabay.com

Überrascht konnte man den Blick der drei braunhaarigen Jungen wohl kaum beschreiben. Es war eher eine Mischung aus Unglauben, Aggression und Verzweiflung, welche ich in ihren Blicken erkannte. Mit geballten Fäusten, im grellen Licht leuchtenden Augen und verbittertem Zug um den Mund starrten sie. Starrten lange und jeder im Raum wusste, dass ihnen in diesen Augenblicken zwanzig Ideen durch den Kopf schossen. Geistesblitze die hin und her zuckten, verblassten, um nur noch heller, noch besser zu glänzen.

Und ihr Opfer hieß Monika.

Es war unfassbar still um uns herum und selbst Frau Lother schien dieses Spektakel genossen zu haben. Aber das war auch nicht weiter verwunderlich. Schließlich war meine Mathelehrerin für ihre Neugier bekannt, hatte sie doch letztes Jahr im Heft einer Schülerin ein hingekritzeltes Gedicht gelesen und das Mädchen vor der gesamten Klassengemeinschaft bloßgestellt. Niemand wusste, ob sie mit jemandem liiert war, da sie sich zwar ganz hübsch, aber zu auffällig kleidete. Sie hatte platinblondes Haar, trug immer mattroten Lippenstift und an ganz schlimmen Tagen klebte dieser an Stellen, welche genausoviele Fragen zu beantworten schienen, wie sie aufwarfen. Sie tauchte mit zerzaustem Haar auf, zu roten und angeschwollenen Lippen und lächelte uns mit Zähnen an, welche die gleiche Farbe zu haben schienen, wie ihr Mund. Sie war weder beliebt bei Schülern, noch schien sie es bei ihren Kollegen zu sein. Ab und zu sah man sie mit einigen der männlichen Exemplare, fünf Jahre jünger als sie selbst, sah, wie sie aus einem Ehemann erfolgreich einen Mann mit Affäre machte und sagte nichts.

“Die kleine Schnepfe Monika”, spuckte Josie ihr ins Gesicht. Schnodderig sprach er ihren Namen aus, “hält sich wohl für sehr schlau und unberechenbar, was?”

Anstatt den Kopf zu senken, wie ich es vermutlich getan hätte, hielt sie ihr Kinn gen Himmel und ihre Augen schienen die Kotzbrocken geradezu abzufackeln. Aber keiner der vier wich auch nur einen Schritt zurück, eher im Gegenteil. Drei gegen einen – das war unfair. Und die blöde Lother räusperte sich noch nicht mal. Aber wer jetzt dachte, Monika würde haushoch gegen die Brünetten-Bande verlieren, der hatte noch keine Monika erlebt, wenn diese fast schon bestialisch wütete. Ich hatte mich noch nicht bewegt, natürlich nicht. Schließlich war ich weder so blöd, noch naiv mich mit in den Mittelpunkt zu stellen. Stattdessen überlegte ich angestrengt, wie ich mich unbemerkt einmischen konnte, ohne zu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Was schwieriger war als gedacht. Egal wie, ich musste mich zu Monika durchschlagen. Aber ich konnte ja schlecht einfach durch die Schüler rennen, geradeaus zu Monika, mich neben diese stellen und laut rufen: “Hey, ihr Vollidioten! Legt euch mit Typen mit eurem Alter und Niveau an. Also mit praktisch keinem, keiner ist so niveaulos wie ihr.

Schön wär’s.

Also machte ich einen kleinen Schritt nach vorne, ich rutschte fast. Noch einer. Dann blieb ich stehen.

“Das sagt der Richtige, Joseph. Aber du hast erbärmlich vergessen. Ich kann euch jederzeit in eure schmerzhafteste Region treten, ihr dürft mich weder schlagen, noch treten”, sprach Monika mit ruhiger Stimme.

Verdammter Mist.

Laura Irsch
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